Müde und erschöpft vom langen Flug von Vancouver nach London bleibt der Blick im Flughafenbus an einem Plakat hängen, das an der Fahrerkabine angebracht ist: „Don’t obstruct and speak to the driver’s vision!“ Es geht nichts über klare Anweisungen. Sie sind unmissverständlich, warnen vor Gefahren und erlauben die richtigen Handlungen. „Please, mind the gap!“ Wer kennt nicht diese Warnung in der Londoner U-Bahn.
Aber hier kommt der Leser ins Nachdenken und Philosophieren. Was hat sich der Verfasser gedacht? Was möchte er, dass ich tue oder unterlasse? Wahrscheinlich soll ich dem Fahrer nicht die Sicht versperren. Das wäre einleuchtend. Aber soll ich es auch unterlassen, zu seiner Sicht oder seinen Visionen zu sprechen? Welche Visionen hat er überhaupt? Träumt er davon, auch einmal auf der richtigen Straßenseite zu fahren, wie seine Kollegen auf dem europäischen Festland? Ich weiß es nicht. Handlungsanweisungen mit Interpretationsspielraum sind Mist, zumal wenn sie wie hier durch syntaktischen Irrsinn hervorgerufen werden.
Weniger dramatische Folgen aber einen noch größeren Interpretationsspielraum hat hingegen ein Hinweis in einer Bahnhofstoilette: „Bitte verlassen Sie diesen Ort so, wie sie ihn vorfinden möchten!“ Nein. Das werde ich nicht tun. Ich werde dort keine Blumen hinstellen und Zeitungen und Bücher auslegen.
tl;dr
Texte sollen auch zum Nachdenken anregen. Aufforderungen und Handlungsanweisungen müssen jedoch linguistisch und syntaktisch so formuliert sein, dass beim Leser nicht der Wunsch entsteht, das Publikum zu fragen oder einen Telefonjoker einzusetzen.