„Ab jetzt schreibt ihr alle Texte verständlicher, also in leichter Sprache … oder so ähnlich.”
Texte in der Technischen Dokumentation sollen immer so formuliert sein, dass die Lesenden den Inhalt schnell und korrekt erfassen. „Verständliches Schreiben” und „Leichte Sprache” klingen in diesem Zusammenhang wie zwei Namen für das gleiche Konzept, beschreiben aber unterschiedliche Arten der Zielgruppenorientierung.
Verständliches Schreiben
Zum „verständlichen Schreiben” gibt es viele Ratgeber, die unterschiedliche Aspekte des Schreibens betreffen. Oft werden Hinweise gegeben wie:
- Wichtiges zuerst
- „griffige” Formulierungen
- keine unnötigen Wörter
- kurze Sätze
- keine Mehrdeutigkeiten
Bei einigen dieser Punkte kann die Software von Congree unterstützen:
- Satzlänge überprüfen.
- Anzahl der Bedeutungseinheiten pro Satz reduzieren.
- Mehrere oder verschachtelte Nebensätze erkennen.
- Passiv vermeiden.
- Ungenaue Wörter vermeiden.
- Unpersönliche Beschreibungen durch genaue Angabe der ausführenden Person ersetzen.
Was bedeutet das für die Umsetzung?
Viele greifen bei Beispielen zum „unverständlichen Schreiben” zu langen Schachtelsätzen mit unnötiger Detailtiefe und vielen Fremdwörtern. Das könnte ich auch (fragen Sie mal meine Bekannten), lasse das hier aber weg und verwende einen kurzen und trotzdem nicht verständlichen Satz:
„Es sind Schutzkappen anzubringen.”
Der Satz ist nicht weiter kompliziert. Aber weiß ich, was von mir erwartet wird? Wer bringt Schutzkappen an? Wo? Wozu? Vermeide ich durch die Schutzkappen Kratzer am Werkstück oder einen lebensgefährlichen Stromschlag?
Die Regel „Kurz gleich gut” reicht also nicht. Mögliche Missverständnisse müssen schon bei der Texterstellung mitgedacht werden.
Leichte Sprache
Im Gegensatz zum verständlichen Schreiben, das sich an Personen mit durchschnittlicher Lesekompetenz richtet, möchte die Leichte Sprache auch Menschen, die beim Leseverständnis eingeschränkt sind, die Inhalte des Texts möglichst umfassend nahebringen. Eine ausführliche Beschreibung der Leichten Sprache in der technischen Kommunikation hat Ursula Reuther in den „Schriften zur Technischen Kommunikation” veröffentlicht.
Es gibt verschiedene Richtlinien und Regeln zum Formulieren in Leichter Sprache, meines Wissens ist das Regelwerk des “Netzwerks Leichte Sprache” am weitesten verbreitet: Die Regeln für leichte Sprache
Man kann die Leichte Sprache als Kontrollierte Sprache auffassen, da Wortschatz und grammatische Funktionen auf einen reduzierten Umfang beschränkt
werden, z. B.:
- einfache Sätze mit nur einer Aussage
- einfache Wörter
- einfache grammatische Formen
Zudem werden nicht nur Richtlinien für die Formulierung, sondern auch für die Gestaltung gegeben, z. B.:
- kurze Zeilen
- Aufzählungen in Listen
- größere Buchstaben
- keine Kursivschrift
- Bindestriche bei zusammengesetzten Wörtern
Einige der Regeln lassen einen gewissen Interpretationsspielraum. Hier ist es - wie so oft - wichtig, dass man die Zielgruppe für den Text kennt.
Um einen Text in Leichter Sprache zu verfassen, wird zunächst der Originaltext redaktionell bearbeitet oder „übersetzt”. Danach wird der Text von anerkannten Prüfer*innen aus der Zielgruppe kontrolliert.
Wie sieht das konkret aus?
Der Verein Netzwerk Leichte Sprache e. V. hat die Grundrechte, die im deutschen Grundgesetz formuliert sind, in Leichte Sprache übersetzt. Alle 3 Absätze des
Artikel 1 lauten:
Jeder Mensch ist wertvoll, so wie er ist.
Er hat eine Würde, weil er ein Mensch ist.
Der Staat muss die Würde von jedem Menschen schützen.
Für alle Menschen auf der Welt gelten Menschen-Rechte.
Sie sichern Frieden und Gerechtigkeit.
Die Deutschen halten sich an die Menschen-Rechte.
Nur so können alle gut zusammen leben.
Die Grund-Rechte stehen im Grund-Gesetz.
Alle müssen sich an die Grund-Rechte halten.
Zum Beispiel:
- Polizisten
- Politiker
- und Richter
(Quelle: Die Deutschen Grund-Rechte. Eine Zusammen-Fassung in Leichter Sprache. Das Original finden Sie auf Art 1 GG - Einzelnorm.)
Sie sehen an diesem Beispiel, dass Leichte Sprache die Texte im Vergleich zum üblichen Schreibstil stark verändert. „Nur mal eben so” kann man das nicht schreiben. Wenn Sie in Leichter Sprache schreiben wollen, gibt es verschiedene Anlaufstellen und Vereine, die entsprechende Weiterbildungen anbieten.
Wenn Sie dann Texte in Leichter Sprache verfassen, kann die Software von Congree Sie ebenfalls bei einigen Regeln unterstützen.
tl;dr
„Leichte Sprache” und „verständliches Schreiben” klingen ähnlich, beschreiben aber unterschiedliche Konzepte. Beim verständlichen Schreiben will man sicherstellen, dass die Formulierungen nicht missverständlich sind. Texte in Leichter Sprache erfordern eine Übersetzung aus der Standardsprache.
Diesen und verwandten Konzepten ist gemeinsam, dass die Zielgruppe beim Schreiben mitgedacht werden muss. In beiden Fällen kann Congree beim zielgruppengerechten Schreiben unterstützen.
Sonst noch was?
Es gibt viele weitere Ansätze, Kommunikation so zu gestalten, dass das Anliegen verständlich ist, teilweise standardisiert wie die Leichte Sprache, teilweise eher als Anregung:
- „Einfache Sprache”, deren Komplexität zwischen Standardsprache und Leichter Sprache liegt (Einfache Sprache). Die Zielgruppe sind die Menschen, die komplexen Formulierungen nicht so gut folgen können. Eine Standardisierung ist noch nicht erfolgt. Am häufigsten sieht man sie im Kontext von „Nachrichten in einfacher Sprache”, z. B. beim SR: Was sind Nachrichten in einfacher Sprache?
- Die bürgernahe Kommunikation, die das Amtsdeutsch in der Verwaltung ablösen soll. Man trifft auf verschiedene Bezeichnungen, beispielhaft verweise ich auf das umfassende Arbeitshandbuch „Bürgernahe Verwaltungssprache” des Bundesverwaltungsamts. Viele der Hinweise aus diesem Arbeitshandbuch sind bekannt (Substantivketten vermeiden, Sätze nicht länger machen als nötig, … ), trotzdem ist alles immer noch aktuell. Mir gefallen vor allem die anschaulichen Positiv- und Negativbeispiele.
- „Leichter Lesen”: Verschiedene Verlage bieten unter dieser Bezeichnung Bücher an, die ebenfalls in einfacher Sprache neu geschrieben wurden. Diese werden hauptsächlich in der Grundschuldidaktik oder im Förderunterricht verwendet. Interaktive Elemente wie Verständnisfragen oder Zeichnungen zum Gelesenen helfen beim Erfassen und Vertiefen des Texts.
Allen Ansätzen gemeinsam ist, dass sie ähnlich heißen, aber etwas anderes bedeuten. Außerdem kann man aus allen Konzepten etwas für den eigenen Alltag in der Redaktion mitnehmen:
Einfache Sprache: Bin ich mir sicher, dass die Fachbegriffe nicht nur mir, sondern auch meiner Zielgruppe bekannt sind?
Bürgernahe Kommunikation: Für wen schreibe ich? Endverbraucher oder Fachpersonal?
Leichter Lesen: Würde zwischen den Kapiteln auch eine Verständnisfrage oder eine Zusammenfassung helfen? Bringt Gamification in der Dokumentation einen Mehrwert?
Fazit
Spätestens jetzt wird klar, dass ein Auftrag an die Technische Redaktion nach dem Motto „Macht mal was in verständlicher, leichter Sprache” nicht passen kann. Aber mit Ihrer Erfahrung wissen Sie trotzdem ganz genau, was zu tun ist. Sie klären die Fragen: Welches ist meine Zielgruppe für genau diesen Text? Welchen Zweck verfolge ich damit? Danach können Sie selbst entscheiden, ob verständliches Schreiben oder Leichte Sprache die bessere Lösung ist.
In beiden Fällen und in den verschiedenen Abstufungen dazwischen kann die Software von Congree Sie beim korrekten Schreiben für Ihre Zielgruppe unterstützen.
Apropos Zielgruppe: Gehört die Gruppe „Alle” zu den Zielgruppen für Ihre Produkte? Dann könnte es an der Zeit sein, die Dokumentation grundsätzlich auch in Leichter Sprache zu veröffentlichen.
Wir von Congree können Sie beim zielgruppengerechten Schreiben unterstützen.
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